Blog Technisches Design

Vier TD-Nominierungen beim Sächsischem Staatspreis für Design

TU Dresden · 5. Februar 2021 · Tina Bobbe ·
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Vier Einreichungen wurden dieses Jahr aus der TD-Community für den Sächsischen Staatspreis für Design nominiert. Wir drücken unseren Designer:innen die Daumen und sind gespannt wer am 29. März als Sieger:in prämiert wird.

Auch dieses Jahr habt ihr die Möglichkeit durch eine öffentliche Online-Abstimmung, die Preisträger:innen des Publikumspreises auszuwählen. Ihr findet den Link dafür jeweils unter den Vorstellungen der Nominierungen.

TRACE von Lenard Opeskin
Kategorie Produktdesign im Industriegüterbereich – Nachwuchsdesign

Unser zukünftiges Mobilitätsverhalten wird überwiegend von Automatisierung geprägt sein. Die auf dem Markt vorherrschenden Konzepte hierzu adressieren oftmals die (sub)-urbanen Besserverdienenden, damit diese sich beim Pendeln dank der entfallenen Fahraufgabe bereits dem Arbeiten widmen können. Und das Auto sucht sich danach pflichtbewusst im Großstadtgewirr ganz eigenständig – wie angenehm – seinen Stellplatz.
TRACE zeigt jedoch das soziale Potential dieser Technologie auf und zeichnet die Vision eines Mobilitätskonzepts, das vor allem Menschen in strukturschwachen Regionen, ungeachtet ihres Alters und Vermögens, zu Gute kommt.
Anhand einer detaillierten Analyse des Mobilitätsverhaltens älterer Menschen und unter Berücksichtigung der soziodemografischen Merkmale der sogenannten „Silver Ager“ wurde ein Nutzungskonzept für das Jahr 2035 skizziert. In einem Workshop mit der Senior Research Group Berlin konnten dann die Mobilitätsbedürfnisse der potentiellen Nutzerinnen und Nutzer und die expliziten Anforderungen an das Interieur ermittelt werden. Die Ergebnisse des Workshops führen im Entwurf zu einem altersgerechten Ride-Sharing-Konzept für bis zu vier Personen, das durch seine Sitzanordnung zur Kommunikation einlädt.
Gleichermaßen robust und einladend ist das Interieur vorrangig darauf ausgerichtet, den Komfort und die Sicherheit für alle Personen – auch mit Blick auf potentielle Einschränkungen – zu gewährleisten und doch in geteilter Nutzung Bestand zu haben.

Finanziell schlechter gestellte Bevölkerungsgruppen werden durch die zunehmende Urbanisierung immer mehr an den Stadtrand oder in ländliche Regionen gedrängt. Gerade hier besteht eine hohe Abhängigkeit vom motorisierten Individualverkehr. Kommt es aufgrund körperlicher Einschränkungen im Alter zum Verlust der Fahrtauglichkeit, ist dies oft gleichbedeutend mit einem Verlust der persönlichen Mobilität.
TRACE soll durch ein kostengünstiges, flexibles und bedürfnisorientiertes Mobilitätsangebot Menschen im ländlichen Raum bis ins hohe Alter mobil halten und so vor sozialer Isolation bewahren. Nach dem Prinzip „Nutzen statt Besitzen“ können sich Menschen in einem Ride-Sharing- Konzept für geplante Aktivitäten zusammenfinden und so nicht nur die Kosten, sondern auch die Ressourcen aufteilen.

Stimmt hier für Lenard (Publikumspreis).

 

 

 

Laparoskopische Zange von Yichen Fan
Kategorie Produktdesign im Industriegüterbereich – Nachwuchsdesign

Basierend auf einer detaillierten Analyse des aktuellen Stands der laparoskopischen Chirurgie und unter Berücksichtigung der aktuellen Fortschritte im Bereich der haptischen Sensor- und Aktuator-Technologien versuchte diese Designarbeit, den chirurgischen Trainingsprozess und die Leistung der klinischen Chirurgie zu verbessern, letztendlich den Patientennutzen zu erhöhen. Durch die Befragung von medizinischem Personal von dem Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden als potenzielle Nutzer wurden spezifische Anwendungsszenarien mit ihren spezifischen Anforderungen generiert und zusammengefasst. Dadurch wurden ein Designkonzept des taktilen Feedback-Systems für die zukünftige Forschung und Markteinführung entwickelt. Als Ergebnis der Designarbeit wurde ein funktionsfähiger Prototyp fertiggestellt. Hier wurde ein pneumatisch angetriebener Silikon-Ring als Betätigungsmechanismus eingesetzt, um taktile Feedbacks in Form von Druck zu erzeugen. Dadurch können haptische Sinne wie das Pulsieren eines unsichtbaren Blutgefäßes oder die Gewebetextur durch die Benutzerschnittstelle von laparoskopischen Greifinstrumenten simuliert werden. Simultan wurde die Gestaltung von den laparoskopischen Zange digital entworfen, um den Prototyp zu integrieren und die technische Neuheit in einer sauberen und freundlichen Form auszuprägen. Obwohl Tests noch gewünscht waren für weiteren Einsatz, zeigte der funktionelle Prototyp große Praktikabilität und Forschungswert.

Durch die Veranschaulichung von haptischen Informationen haben die Chirurgen bzw. Trainierenden die Möglichkeit, die Operationen bzw. Trainingsaufgaben intuitiver und schneller durchzuführen. Sie können auch relevanten Daten sammeln, und den Prozess zu evaluieren und verbessern. Für den bevorstehenden Übergang in die Roboter- und ferngesteuerte Chirurgie spielt die Demokratisierung von Skills (Handfertigkeit)
auch eine wichtige Rolle. Wenn die individuelle chirurgische Expertise einfacher popularisiert werden kann, kann die Nachfrage nach solcher medizinischen Versorgung entlastet werden.
Der Entwurf berücksichtigte auch das Problem von medizinischen Abfälle. Die zu entsorgenden Teile werden von den elektronischen Kernkomponenten getrennt, wodurch der potenzielle Abfall reduziert wird.

Stimmt hier für Yichen (Publikumspreis).

 

 

 

Exoskelett Paexo Back von Emese Papp in Kooperation mit Ottobock Industrials
Kategorie Sonderpreis Arbeitsschutz

Exoskelette der Reihe Paexo von Ottobock Industrials ermöglichen Menschen ihr volles Potential zu nutzen, langfristig und gesundheitsschonend ihrer Arbeit in der Industrie, Logistik und Handwerk nachzugehen.
Durch das Tragen des Paexo Backs, erfahren Nutzer*innen eine deutliche Entlastung der Lendenwirbelsäule beim Heben: Die Last wird an der Schulter abgenommen und in die Oberschenkel umgeleitet. Das Herz des Systems ist die innovative Steuerung auf Hüfthöhe ohne jegliche Elektronik, die beim Gehen automatisch abschaltet, um so volle Bewegungsfreiheit zu gewährleisten.
Der Entwicklungsprozess konnte vom Technischen Design von Anfang an begleitet und in unsere User Experience Forschung integriert werden. So wird im Paexo Back hohe Funktionalität mithilfe von Design zum ganzheitlichen Produkterlebnis. Das Interaktionskonzept gewährleistet durch ein eindeutiges Farb- und Grafiksystem eine intuitive und sichere Bedienung des komplexen Systems. Durch den durchdachten Textilaufbau schafft das System mit dem Prinzip “One fits All“ gleichzeitig eine hohe Anpassbarkeit und sehr guten Tragekomfort für Männer und Frauen.
Der klare und reduzierte Aufbau ermöglicht die Arbeit in engen Räumen und unterstützt die Interaktion im Team. Die von der progressiven und integrativen Designsprache transportiere Anmutung hilft Menschen, eine mögliche Stigmatisierung (Hilfebedürftigkeit, Schwäche) auszuschließen und eine positive Selbstidentifikation (Kompetenz und Leistungsfähigkeit) zu schaffen.

Das Paexo Back ist ein ressourcenschonendes, in der EU produziertes Produkt zur Entlastung des unteren Rückens und trägt damit in zahlreichen Industriebereichen zu einer sicheren und lebenswerten Arbeitswelt für alle bei.
Muskuloskelettale Erkrankungen sind die häufigste Ursache für Ausfalltage und deren proaktive Bekämpfung ist in Zeiten des demografischen Wandels notwendiger denn je, um unsere Arbeitskraft besser zu schützen und die persönliche Leistungsfähigkeit erhalten zu können. Arbeitsschutz ist leider noch immer ein unbeliebtes Thema, und der Einsatz von körpergetragenen Exoskeletten besonders herausfordernd. Das Design spielt hier die entscheidende Rolle um neben intuitiver Handhabung und hohem Tragekomfort ein positives Erleben und damit eine gesteigerte Akzeptanz zu schaffen.

Stimmt hier für Emese (Publikumspreis).

 

 

 

 

Wissenschaftliches Exponat „Schere, Stein, Papier“ von Lisa Lüneburg, Stefan Teubner, Tina Bobbe und Jan Ljubimov mit dem Exzellenzcluster CeTI
Kategorie Kommunikationsdesign – Nachwuchdesign

Wie kommunizieren Wissenschaftler:innen ihre Forschung mit der Gesellschaft? Wie entsteht ein Austausch über zukünftige Mensch-Roboter-Interaktion? Womit können Schüler:innen für Technologie begeistert werden?
Das interaktive Exponat „Schere, Stein, Papier“ wurde von einem interdisziplinärem Team an Forscher:innen der TU Dresden entwickelt, um ihren Forschungsgegenstand – das Taktile Internet – erlebbar zu machen. Direkt in den Handschuh eingestrickte Sensoren ermöglichen das Steuern des Roboterarms. Bewegungen der eigenen Hand und Finger werden eins zu eins übertragen – wer gewinnt also bei Schere, Stein, Papier? Richtig, alle!
Dieser spielerische Ansatz erlaubt Schüler:innen die Zukunft der Mensch-Roboter-Interaktion zu erfahren. Denn Erleben, Experimentieren und Hinterfragen wecken Neugierde, Aha-Erlebnisse und Faszination. Das von Designwissenschaftlerinnen konzipierte und wissenschaftlich begleitete Exponat ist der erste speziell für die junge Öffentlichkeit gestaltete Forschungsgegenstand in dem Exzellenzcluster CeTI und dient Wissenschaftler:innen z.B. bei Besuchen kooperierender Schulklassen einen Austausch auf Augenhöhe herzustellen. Das ist der Moment in dem Kommunikation zwischen Wissenschaft und Gesellschaft sein ganzes Potential entfaltet.

Bildung zählt zu den wichtigsten Ankern der sozialen Nachhaltigkeit. Wissenschaftliche Bildung, also Ergebnisse oder Herangehensweisen, finden formell im Schulsystem, oder informell auf YouTube, in Museen oder in der Universität statt. Die Universität als Außerschulischer Lernort ist relativ neu und birgt ein großes Potential. Brandaktuelle Wissenschaft kann hier hautnah erlebt werden und mit der/dem Wissenschaftler:in live diskutiert werden. Diese Erlebnisse müssen gestaltet werden – effektiv in ihrer Vermittlungsrolle, sowie inklusiv und gendergerecht.

Stimmt hier für Lisa, Stefan, Tina und Jan (Publikumspreis).

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