Im Industriedesign hat das Erstellen von Design-Modellen, Demonstratoren und Prototypen eine lange Tradition – so auch an der Professur für Technisches Design der TU Dresden. Während sich Aufgaben, Ansätze und Methoden der menschzentrierten Produktentwicklung stetig weiterentwickelt haben, bleibt der Modellbau eine zentrale Säule im Designprozess: Trotz der Möglichkeiten digitaler Produktentwicklung und virtueller Realität spielen physische Modelle und Mock-Ups nach wie vor eine entscheidende Rolle. Denn sie helfen den Entwerfenden und ihren Partnern immer noch am besten, Entwürfe zu beurteilen und Entscheidungen zu treffen. Technologie-Demonstratoren und funktionale Prototypen gehen noch einen Schritt weiter: Sie ermöglichen eine tiefere Exploration und Erprobung, fördern den interdisziplinären Wissenstransfer und unterstützen die Wissenschaftskommunikation.
Unsere Modellbauwerkstatt ist mit hochmodernen Geräten ausgestattet: leistungsfähige 3D-Drucker, ein CNC-Fräszentrum, Holzbearbeitungsmaschinen wie Formatkreissäge, Tellerschleifer und Bandsäge, sowie Maschinen für das Vakuumtiefziehen und ein Schneidplotter. Für die Planung und Datenaufbereitung werden gängige CAX-Programme genutzt. Diese Ausstattung ermöglicht es uns, komplexe Geometrien effizient und präzise herzustellen. Insgesamt ist der Designmodellbau in den letzten Jahren sehr viel digitaler geworden, weniger Handarbeit ist nötig und es ist gibt viel mehr Möglichkeiten, zum Modell oder Demonstrator zu kommen. Dennoch bleiben mit Nach- und Detailarbeit, Lackieren, Montage, Verkabeln, Testen oder manchmal auch Programmieren viele Arbeiten, die direkt an den Modellen, Prototypen und Demonstratoren durchgeführt werden.
Die Bandbreite der Aufgaben, die heute zum Modellbau gezählt werden, ist groß: Von kleinen Modellen, wie einem smarten Finger-Sleeve, bis hin zu Messeaufbauten und Ausstellungsmobiliar – nahezu alles, was gegenständlich ist und irgendwie gebaut werden muss, findet den Weg in unsere Werkstatt. Ob ein Objekt als Modell, Mock-Up, funktionsfähiger Prototyp oder Technologiedemonstrator dient, spielt dabei eine untergeordnete Rolle. Entscheidend ist, wie und wo das Objekt welche Funktionen erfüllen soll.
Der Ausgangspunkt für unsere Arbeit sind in der Regel CAD-Modelle, Zeichnungen und Renderings. Häufig müssen diese Vorlagen für die Herstellung angepasst werden. Unsere Modellbauwerkstatt übernimmt dann sowohl die konstruktive als auch die produktionstechnische Konzeption und Ausarbeitung. Bei komplexen Modellen kann dies bis zu 40 Arbeitsstunden in Anspruch nehmen – eine enge Zusammenarbeit mit den Entwerfenden ist hierbei unerlässlich.
Unsere Demonstratoren entstehen oft für interdisziplinäre Forschungs- und Entwicklungsprojekte der Professur, die von Grundlagenforschung bis hin zu angewandter und Auftragsforschung reichen. Seltener werden auch Demonstratoren im Auftrag anderer Forschungseinrichtungen entwickelt oder gefertigt. Der Projektkontext bestimmt dabei, wie Modelle und Demonstratoren erstellt werden und welchen Aufwand dies umfasst. Die Kosten eines Demonstrators können schnell in den fünfstelligen Bereich gehen, doch ihre Bedeutung für den Fortschritt und Erfolg der Projekte rechtfertigt diese Ausgaben. Der Einsatz von Demonstratoren ist in Forschungs-, Innovations- und Transferprozessen oft unverzichtbar. Das ist auch außerhalb des Designs bekannt und das Know-How der Design-Modellbauwerkstatt mehr gefragt denn je.
Auch im Bereich der verwendeten Materialien hat sich viel verändert: 3D-Druckermaterial hat den traditionellen PU-Schaum zum größten Teil ersetzt und dominiert heute den Modellbau. Allerdings ist es überwiegend nicht kreislauffähig. Lösungsansätze dafür sind die Verwendung rezyklatbasierter Filamente in bestimmten Verfahren oder das Schreddern gedruckter Teile, um daraus neue Druckfilamente fertigen zu können.
Viele unserer Modelle und Demonstratoren werden nach ihrer Nutzungsphase nicht einfach entsorgt: Sie werden Teil der „Sammlung Technisches Design“ an der Kustodie der TU Dresden oder finden ihren Platz beispielsweise in Museen wie dem Stadtmuseum Dresden oder dem Industriemuseum in Chemnitz. Diese Modelle sind wertvolle Zeugnisse der Design- und Technikentwicklung.
Modellbau ist eine abwechslungsreiche und spannende Arbeit. Jedes neue Projekt bringt neue Herausforderungen und Möglichkeiten. Die Ergebnisse sind für die Professur und ihre Partner von großer Bedeutung und jedes Modell stellt einen wichtigen Meilenstein in den Projekten dar. So ist es nicht verwunderlich, dass Prototyping und Modellbau auch heute noch eine wichtige Säule von Forschung und Lehre im Industriedesign an der TU Dresden darstellen.
Unsere Modellbauwerkstatt ist nicht nur ein Ort, an dem physische Modelle entstehen, sondern auch ein Zentrum des Wissens- und Technologietransfers, das die Brücke zwischen traditionellem Handwerk und modernen Technologien schlägt.