Der Rudi-Högner-Förderpreis wird jährlich von unserem Förderverein (Freunde und Förderer des Technischen Designs an der TU Dresden e. V.) verliehen, um besonders gute studentische Arbeiten auszuzeichnen. Der Vorsitzende des Vereins Matthias Willner verkündete die Preisträger zum digitalen Semesterauftakt. Es folgen die Preisträger mit der jeweiligen Laudatio. Die Preisträger erhalten je 500 € Preisgeld. (Wer mehr über Rudi Högner erfahren möchte, scrollt nach unten.)
Christian Hermeling
Entwicklung eines im Portfolio der Erdbewegungsmaschinen übertragbaren Maschinendesignentwurfs für die nächste Produktgeneration
„Christian Hermeling hat einen übertragbaren prototypischen Entwurf und ein Manual für ein CPD für Liebherr erarbeitet – eine enorme Leistung im Rahmen einer Diplomarbeit. Das Ganze basiert auf einer umfangreichen Recherche und Analyse und ist beispielhaft in der Systematik, Tiefe und Qualität der Auseinandersetzung. Stark unterschiedliche Baufahrzeuge erhalten durch zurückhaltende aber doch prägnante Elemente ein jeweils stimmiges, in der Gesamtschau einheitliches Auftreten, welches zur Marke Liebherr passt.“
(Die Arbeit steht unter Geheimhaltung.)
Paul Judt
Design und Umsetzung eines modularen Bedienkonzepts für die Endnutzerprogrammierung von Industrierobotern
„Die intuitive Programmierung von Industrierobotern ohne Programmierkenntnisse wird durch die Kombination einer einfach zu bedienenden App und einem Trace Pen ermöglicht. In der Diplomarbeit von Paul Judt wurden beide Teile des Systems in herausragender Qualität gestaltet und durchentwickelt, so dass in diesen Wochen die ersten Geräte an – hochkarätige – Industriekunden des Start-ups Wandelbots übergeben werden konnten.“
Tobias Zerger
Entwurf einer Aufzugskabine in modularer Leichtbauweise für flexible Anwendungen in unterschiedlichen Schachtabmessungen
„Ansätze des User Experience Designs sind Gegenstand der Forschung und werden zunehmend auch in den Studienprojekten eingesetzt. Tobias Zerger hat mit seinem Entwurf einer Leichtbau-Aufzugskabine in beispielhafter Weise sozial- und kognitionswissenschaftlich gestützte Ansätze genutzt, um einen Entwurf zu erarbeiten, der die psychologischen Bedürfnisse der Passagiere zurückhaltend aber clever adressiert – und zeigt, welches Potenzial im Einsatz von Leichtbau im Aufzugbau steckt.“
Michael Zinn
Entwurf eines nachhaltigen medizinischen Operationstisches für den Einsatz in Katastrophenszenarien
„Die medizinische Versorgung in Katastrophenszenarien unterscheidet sich stark von klassischer Medizin in Krankenhäusern. Michael Zinn hat den gesamten Lebenszyklus von Operationstischen für solche Szenarien analysiert. Mit einerseits großem Aufwand und doch angemessener Zielorientierung hat er die Anforderungen unterschiedlicher Stakeholder methodisch bespielhaft in einer eigenen Adaption des Quality-Function-Deployment für moderne UX-Design-Ansätze systematisiert. Auf dieser Grundlage ist ein clever konstruiertes, ressourcenschonendes und für die kritischen Phasen im Lebenszyklus optimiertes Produkt aus Wellpappe entstanden.“
Wer ist eigentlich Rudi-Högner?
Rudi Högner war Industriedesigner und maßgeblich an der Begründung und Aufbau des Industriedesigns in der DDR beteiligt. Er prägte die Ausbildung der ersten Generation industrieller Formgestalter in der DDR. Spezifisch dafür war die gestalterische Grundlagenausbildung, die für die Designausbildung an ostdeutschen Hochschulen typisch wurde. Nach einem Startversuch an der Dresdener Kunsthochschule ab 1948 baute er schließlich an der Kunsthochschule Weißensee ab 1953 mit zwei Mitarbeitern die Abteilung Industrielle Formgestaltung im Wesentlichen zeitgleich zur Errichtung der Hochschule für Gestaltung Ulm auf. Der Formalismusdiskussion, in dessen Folge Mart Stam Ende 1952 als Rektor der Kunsthochschule Weißensee entfernt wurde, konnten sich Högner und seine Mitstreiter mit der Schwerpunktsetzung Technisches Design „kulturpolitische[n] Einmischungsversuche[n] erfolgreich“ entziehen. Die ersten diplomierten Industriedesigner verließen 1958 die Hochschule in Weißensee. Als später die Ausbildungskapazität für Industriedesign an der Hochschule für Industrielle Formgestaltung Halle ausgebaut wurde, waren die Lehrkräfte in der Anfangszeit ausnahmslos Schüler von Högner. Zu seinen Schülern gehören unter anderem Clauss Dietel und Erich John.
Er gab Designausbildung für Ingenieure, so z. B. ein zweijähriger Lehrgang der Kammer der Technik ab 1958 und die Design-Ausbildung im Rahmen seiner Gastprofessur an der Technischen Universität Dresden, aus der sich das Zentrum für Technisches Design als Forschungs- und Ausbildungseinrichtung entwickelt hat. Im Rahmen der Lehrgangskurse der Kammer der Technik bearbeitete Högner gemeinsam mit Chefkonstrukteuren Dresdner Unternehmen des Maschinenbaus und der Elektrotechnik Aufgaben, die aus den Unternehmen mitgebracht worden waren. Mehrere der in der Zweijahresarbeit entstandenen Entwürfe wurden durch die Unternehmen in die Serienfertigung überführt.