Immer mehr Menschen denken umweltbewusst und legen Wert darauf, regional und saisonal einzukaufen, um ressourcen- und CO2-intensive Produktions- und Lieferketten zu vermeiden.
Auch in der Region Dresden gibt es viele Landwirte, die relativ kleine und über das Jahr stark schwankende Mengen an regionalen Lebensmitteln erzeugen. Die große Herausforderung besteht darin, ihre Produkte erfolgreich zu vermarkten und eine effiziente Logistikkette aufzubauen. Eine solche Logistikkette muss hohen Anforderungen im Hinblick auf Klimaneutralität, die Etablierung nachhaltiger Prozesse sowie eine gestiegene Erwartungshaltung der Kunden gerecht werden. Smarte Vertriebs- und Transportkonzepte sind daher essentiell.
Die aktuell etablierten Vermarktungsstrukturen für regionale Produkte in Dresden – zum Beispiel einzelne Biosupermärkte, die Wochenmärkte oder auch die Marktschwärmereien des gleichnamigen Start Ups – erreichen infolge ihrer räumlichen beziehungsweise zeitlich beschränkten Öffnungszeiten nur eine bestimmte Gruppe von Konsumenten. Aufgrund ihrer individuellen Lebensgewohnheiten und Tagesabläufe haben bisher längst nicht alle potenziell an tagfrischen, regionalen Lebensmitteln interessierten Bevölkerungsgruppen der Stadt gleichermaßen Zugang zu diesen.
Diesen Problemen widmen sich die Studierenden des Technischen Designs im Rahmen der Lehrveranstaltung Design von Produkt-Service-Systemen. Diese findet nach dem Prinzip des Flipped Classroom statt. Das bedeutet, dass die Studierenden jede Woche eine Hausaufgabe bekommen, die in der Folgewoche diskutiert wird. Dazu gliedert sich die Lehrveranstaltung in zwei Bereiche. Der Theorieteil zu Produkt-Service-Systemen (PSS) findet unter der Leitung von Matthias Willner (Head of User Experience Design bei Dräger Safety) statt. Inhaltlich-methodisch unterstützt wird Matthias Willner zusätzlich von Andrea Augsten (Head of Design & Innovation des BMZ digilab für die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit, GIZ). Im Praxisteil der Lehrveranstaltung teilten sich die Studierenden in vier Gruppen auf, in denen sie sich mit unterschiedlichen Szenarien zu Foodhubs für den Ballungsraum Dresden befassen und für diese potentielle PSS entwickeln sollen. Diese Arbeit wurde in vier Phasen, sogenannte Meilensteine, unterteilt.
Im ersten Schritt, der Analyse, haben sich die Gruppen mit den Themenschwerpunkten des Marktes und der Marktteilnehmer auseinandergesetzt. Dazu wurden Produzierende, Konsumierende, Stakeholder, der Markt selbst, die kreislauffähigen Verpackungs- und Lagerkonzepte sowie die aktuellen Trends in der Ernährung und der landwirtschaftlichen Erzeugung unter die Lupe genommen.
Der zweite Meilenstein, die Konzeptpräsentation, verlangt von den Studierenden, Einblicke in zwei Konzepte zu geben und diese innerhalb der folgenden drei Ansätze zu verorten:
1. B2C: Business to Customer-Ansätze, die auf der Bereitstellung frischer und unverarbeiteter Lebensmittel basieren, die im wechselnden Angebot und an potentiell wechselnden Standorten angeboten werden können, zum Beispiel in einem Stadtquartier, wie dem alten Leipziger Bahnhof.
2. B2B: Business to Business-Ansätze mit Bezug zu Großküchen und -Gastronomie für den Mittagsbetrieb, wie dem städtischen Krankenhaus, dem Rathaus, der Enso oder Kindergärten. Ein inhaltlicher Fokus soll dabei auf der Logistik für derart viele Nutzende mit unterschiedlichen Anforderungen liegen.
3. B2B: Business to Business-Ansätze mit Bezug zum Dresdner Studentenwerk und dessen Peripherie an Mensen. Dabei sollen/sollten auch Optionen, den Status Quo sinnvoll zu erweitern, gegeben werden. Diese Optionen beinhalten zum Beispiel den Standort, ein mögliches Abendangebot, Kochboxen zum zuhause kochen und weitere.
Den dritten Meilenstein markiert die Auswahl eines dieser jeweiligen Konzepte, welches dann die Grundlage der intensiven weiteren Arbeit bildet. Diese Ausarbeitung umfasst 1.) eine PSS-Map mit allen Wegen, Interaktionspunkten und der gesamten Infrastruktur, 2.) eine Pfaddarstellung , 3.) eine Visualisierung des Konzepts innerhalb des Szenarios sowie 4.) ein Businessmodell. Letzteres enthält idealerweise das Wertangebot, mögliche Kooperationspartner, die Kundenbeziehung sowie Vertriebsmodelle.
Die Abschlusspräsentation bildet den vierten Meilenstein und findet am 13.07.2023 im Kulturpalast als Live-Event statt. Die Präsentationen gliedern sich in die im Wissenschaftsforum COSMO befindliche Ausstellung zum Themenschwerpunkt der Nachhaltigkeit ein.