Der Trend, sich mit Hilfe von Gesundheits-Apps fit zu halten ist seit der Pandemie größer denn je. Laut Statista nutzen bereits 38% der Deutschen Apps für Sportübungen zu Hause (2021). Ein fundamentales Element fehlt diesen Anwendungen jedoch: Die haptische Anleitung eines Trainers oder Therapeuten während der Durchführung. Vor allem in der Physiotherapie ist dieser Bestandteil essentiell für die korrekte Ausführung der Übung und eine nachhaltige Genesung der Patienten.
Veiio möchte diese Lücke durch intelligente Kleidung schließen, welche mit Hilfe von vibrotaktilem Feedback Menschen bei der Durchführung von Physiotherapie-Übungen unterstützt. Damit soll nicht nur der Therapieerfolg (u.a. bei Rückenbeschwerden) gesteigert, sondern auch Patienten die Therapie an jedem Ort zugänglich gemacht werden. Mit integrierter Sensorik und Aktorik ausgestattet, analysiert das veiio Shirt die Bewegungen des Patienten und gibt ihm in Echtzeit vibrotaktiles Feedback. Dadurch können 2 von 3 Physiotherapie-Behandlungen remote zu Hause stattfinden. So kann unser Assistent bestehend aus einer App und einem Shirt für Physiotherapeuten und Patienten kostbare Zeit sparen. Mit Hilfe der erfassten Daten, können die Therapiemaßnahmen individuell auf den Patienten abgestimmt und auch für die Prävention von Langzeiterkrankungen genutzt werden. Im gesamten Entwicklungsprozess steht die Datensicherheit an oberster Stelle und wird mit Privacy by Design-Methoden umgesetzt.
Doch wie kam es dazu? Seit 2020 analysiert das td-Team systematisch im Rahmen des Exzellenzclusters CeTI und unterstützt durch studentische Belegarbeiten, potentielle Anwendungsfelder des Taktilen Internets. Dabei wurden von Anfang an durch Leitfaden-Interviews und Feedbackgespräche Physiotherapeuten in den Prozess mit einbezogen. So ermittelten wir, welche Problemstellungen die Therapeuten in ihrem Berufsalltag erleben und wo sie sich Unterstützung durch Technologien wünschen. Daraus entstand das Konzept eines Wearables für die Haltungskorrektur des Rückens. Im nächsten Schritt wurde ein Prototyp entwickelt, der das Austesten von vibrotaktilen Feedback im Physiotherapie-Kontext ermöglicht. Dabei entstand sowohl ein Patent als auch die Idee zur Gründung eines Startups. In den folgenden Iterationsschleifen wurde der Prototyp für die Anwendung am gesamten Oberkörper erweitert. Momentan wird das System in einer ersten Machbarkeitsstudie mit Physiotherapeuten am Uniklinikum getestet.
Die Mensch-Maschine-Interaktion ist für die Nutzung dieses Systems ein besonders entscheidender Faktor. Mit ihrer Expertise ist die Professur für Technisches Design also ein optimaler Startpunkt für das Ausgründungsvorhaben. Während des gesamten Produktentwicklungsprozesses liegt ein besonderer Schwerpunkt auf der Wahrnehmung und Akzeptanz des entstehenden Produkt-Service-Systems aus der Perspektive der Patient:innen, Therapeut:innen sowie der Ärzt:innen. Die Professur unterstützt veiio zu dem mit einem breitem Know-How in den Bereichen Technologie Transfer, smart Textiles, Rapid Prototyping und Corporate Design. Außerdem kooperiert das veiio-Team unter anderem mit dem Lehrstuhl für Psychologie des Lernens zu vibrotaktilen Feedbackstrategien. Das Projekt verbindet also neuste Forschungserkenntnisse aus der Medizin, Psychologie, dem Gesundheitswesen sowie der Technologie und möchte dieses wertvolle Know-How anwendungsorientiert in die Gesellschaft tragen.
Das Team von veiio rund um die td-Mitarbeitenden Lisa-Marie Lüneburg und Thomas Müller vergrößert sich nun stetig (stay tuned!) und wird durch das 6G-life Hub unterstützt. Prof. Frank Fitzek (Leiter des Deutsche Telekom Chair of Communication Networks sowie der oben genannten Cluster, TUD) und Prof. Jens Krzywinski (Professur für Technisches Design, TUD) sind Mentoren des Projekts und besitzen selbst langjährige Erfahrung in der Ausgründung von Startups.
Wer das veiio Shirt selbst mal ausprobieren möchte, kann gern bei der Output am 7.7. vorbeikommen. Die Kontakt-Infos findet ihr auf der Projekt-Website.