Eindrucksvolle Renderings, die im Rahmen einer Projektarbeit (zum Beispiel Diplomarbeit) entstehen, sind oft eine kleine Mogelpackung. Wir wollen diese Woche Christoph Philipp Schreiber beim Modellbau zu seiner Diplomarbeit mit dem Titel »Venum – Wendemähdrescher Konzept mit 18 Meter breitem Klappschneidwerk und Doppelkabine« begleiten und gleichzeitig aufzeigen, was alles hinter einem hochwertig gefertigten Modell steht, denn das wird oftmals unterschätzt. In Teil I dieser kleinen Dokureihe soll es um die Kniffe und Schwerpunkte des CAD Modells gehen, welches benötigt wird, um ein qualitativ hochwertiges physisches Modell umzusetzen. Teil II befasst sich mit dem Rapid Prototyping-Verfahren und in Teil III liegt der Schwerpunkt auf dem klassischen Modellbauaspekt des Projekts. Das Ergebnis wird auf der Agritechnica präsentiert, wo es sich wortwörtlich mit den »Großen« messen muss.
CAD Modelle im Rahmen einer Diplomarbeit mit funktionalem Schwerpunkt, wie mein Mähdrescher, sind formal oft nicht bis ins letzte Detail ausgeformt. Für eine schnelle Animation oder ein aussagekräftiges Rendering können eben diese mit Fragezeichen versehenen Stellen durch eine günstige Perspektive oder eine Nachbearbeitung in Photoshop ganz einfach aus dem Fokus des Betrachters gerückt werden. Meist sind es auch nicht die Hauptflächen, bei denen es klemmt. Vielmehr sich durchdringende Formteile oder undefiniert auslaufende Flächenelemente. Im Rendering spielt man so lang mit dem Licht, bis besagte Stelle einfach vom Schlagschatten benachbarter Elemente verdeckt wird. In der Realität jedoch lassen sich zwei physisch vorhandene Bauteile nicht ohne weiteres Zutuen durchdringen und unausgefüllte Lücken in der Hülle nicht einfach wegstempeln. Für ein physisches Modell braucht es ein bis ins letzte Detail durchdachtes CAD Modell, ganz egal ob die Daten im Nachgang zum Modellbauer oder ins Rapid Prototyping gehen.
Unter der Prämisse, möglichst viele Teile im händischen Modellbau herstellen zu können und außerdem die hohe Genauigkeit für das Rapid Prototyping Verfahren zu gewährleisten, wurde das CAD Modell von Christoph komplett neu aufgebaut. Als Software kam hier Solidworks zum Einsatz. Das hat den Vorteil, dass alle Anschlussmaße direkt aus dem Programm übernommen werden können. Um ein Paar Zahlen zu nennen, die die Dimension eines solchen Projekts aufzeigen: Das Modell basiert auf 483 Skizzen aus denen mit 821 eingesetzten Features der Stand erzeugt wurde, der hier zu sehen ist. Das Schneidwerk nicht mit einbezogen. 140 Arbeitsstunden sind in die detaillierte CAD Modellierung geflossen. Wie so eine Stundenzahl zusammen kommt? Beim Modellbau tun sich oft viele neue Baustellen auf, die man nicht vorhersehen konnte, vor allem die Anschlusslösungen der einzelnen Komponenten und der möglichst einfache und zweckerfüllende Aufbau erfordern nochmals eine Menge Denkaufwand und Zeit.
Christoph, haben sich die vielen langen Nächte im Büro gelohnt?
Ja, denn natürlich bleibt der CAD stand der Diplomarbeit nicht der selbe. Das ganze Modell wurde von Grund auf neu gebaut und dann am Ende dank der großen Motivation den eigenen Entwurf umzusetzen noch eine Menge an Details geschaffen: eine Sicke hier, eine Rippe da…
Dinge für die während der Bearbeitung im Rahmen der Diplomarbeit meist keine Zeit mehr bleibt. Das ist auch etwas sehr erfüllendes, ein Projekt noch einmal gezielt aufarbeiten und mit Details ergänzen zu können. Wir sind gespannt wie sich das am Modell manifestiert! Morgen folgt Teil II mit Schwerpunkt auf Rapid Prototyping, es bleibt spannend!