Heute stellen wir einen Zwischenstand der Diplomarbeit unserer Studentin Tina Bobbe mit dem Titel: „Partizipative Produktentwicklung zur Verbesserung der Lebensbedingungen Geflüchteter in Erstaufnahmeeinrichtungen“ vor.
Ein interessantes Entwurfsprojekt im Bereich des Social Design mit der Einbindung Geflüchteter in den Designprozess.
Die aktuelle Flüchtlingskrise ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Nicht nur im nahen Osten oder Griechenland, auch in Deutschland stehen Länder, Kommunen und Hilfsorganisationen vor der Herausforderung Asylsuchende kurzfristig unter menschenwürdigen Bedingungen aufzunehmen. Auch in Dresden eröffneten große Notunterkünfte, um die Erstaufnahme der vielen Menschen zu gewährleisten. Mit Unterstützung des Deutschen Roten Kreuzes Sachsen möchte die Studentin des Technischen Designs, Tina Bobbe, in ihrer Diplomarbeit das Leben in Erstaufnahmeeinrichtungen verstehen, um anschließend die Lebensqualität der Bewohner mit einem Entwurf zu verbessern.
Hierfür wurden im ersten Teil des Diploms Methoden des Partizipativen Designs angewendet, in welchem die Bewohner des Großzeltes Teplitzer Straße und der Turnhallen Nöthnitzer Straße aktiv, als Experten ihrer eigenen Erfahrungen, in den Designprozess einbezogen wurden. In generativen Sessions kam stilles und latentes Erfahrungswissen der Bewohner durch die Bearbeitung kreativer Aufgaben zur Anwendung und wurde damit für Dritte sichtbar. Dolmetscher des Deutschen Roten Kreuzes übersetzten Arabisch und Farsi auf Deutsch, damit sich die Bewohner in ihrer Sprache ausdrücken konnten.
In einer „Day-in-a-life“-Aufgabe haben die Bewohner ihren Tagesablauf mithilfe von Icons beschrieben und dabei in „mögen“ und „nicht-mögen“ unterteilt. Anschließend wurden mit Bildern Collagen zum Thema Gefühle, Wünsche und Probleme zum Leben im Camp angefertigt und als letzte Aufgabe konnten sich die Bewohner mit „Lego Serious Play“ ihr ideales Camp, Zimmer oder Bett bauen.
Die Analyse zeigt, dass die am häufigsten genannte Thematik für die Asylsuchenden, der Zeitvertreib ist. Sie wollen Arbeiten, Lernen oder Hobbies nachgehen, um sich einerseits nicht in Gedanken über die schwierige Vergangenheit und die ungewisse Zukunft zu verlieren. Andererseits wollen sie keine Zeit verlieren und etwas für ihr zukünftiges Leben lernen. Darüber hinaus fehlt ihnen das durch Arbeit zu erreichende Gefühl der sozialen Anerkennung sowie das Gefühl gelingender Integration.
Ein weitere häufig genannte Problematik ist die hohe Lautstärke im Camp, welche bei den Bewohnern, vor allem nachts, zu schlechtem Schlaf und Stress führt. Grund dafür ist die Beschaffenheit der Einrichtung an sich, also viele Leute auf engem Raum. Unterschiedliche Tag-Nacht-Rythmen, Kleinkinder, sowie unachtsames Verhalten der Bewohner verschärfen diese Situation.
Weiterere Bereiche umfassen das Thema Wäschewaschen, welches viele Bewohner, trotz Wäscheservice, selbst ausführen möchten, sowie die Erfahrung mit Diebstahl im Camp.
Der zweite Teil der Diplomarbeit, ein Entwurf für eine konstruktive Verbesserung der Lebenssituation der Bewohner wird in den nächsten Monaten bearbeitet.
Fotos: Tina Bobbe (2016)