Warum hast Du Dich für das Studium beim td entschieden?
Ich wusste, dass ich studieren wollte. Da ich mich für viele Fächer interessierte, fiel mir die Entscheidung aber schwer. Beim Tag der offenen Tür besuchte ich das Technische Design und war beeindruckt. Die vielfältigen Projekte und die tolle Präsentation überzeugten mich. Dass sich auch ein Freund einschreiben wollte, hat meine Entscheidung vermutlich zusätzlich beeinflusst. Es war letztlich Bauchgefühl.
Wovon profitierst Du im Zusammenhang mit dem td bis heute?
Vier Dinge kommen mir hier in den Sinn. Erstens: Obwohl ich nie als Industriedesigner gearbeitet habe, ist der Designprozess ein wesentlicher Teil meiner Arbeit geblieben – besonders die anfängliche Problemanalyse vor der Suche nach Lösungen. Auftraggeber haben oft schon eine Lösung im Kopf, aber die einfache Frage „Warum wollen Sie das eigentlich?“ eröffnet häufig völlig neue Blickwinkel.
Eine „Uhlmannsche Weisheit“, die ich aus dem Studium mitgenommen habe, war die Aussage, wir müssten die Ungewissheit im Designprozess lieben lernen. Anfangs fand ich das schwer. Mit der Zeit habe ich gelernt, entspannter mit der Ungewissheit umzugehen. Im Design wird man nie alles wissen oder vollständig beherrschen können. Die Erfahrung gibt einem aber das Vertrauen, dass am Ende des Projektes etwas Gutes rauskommt.
Als dritten Punkt würde ich sagen, dass mir der Maschinenbauteil des Studium die Angst vor der Technik genommen hat. Entgegen aller Erwartungen haben mir die technischen Kurse im Studium ganz gut gefallen, und ich hatte im Berufsalltag bisher keinen Schwierigkeiten, mit den Ingenieuren und Technikern zu kommunizieren.
Und nicht zuletzt bin ich dankbar, dass ich am td das wissenschaftliche Arbeiten kennenlernen konnte. Schon früh im Hauptstudium wurde mir klar, dass ich aus mir kein Produktdesigner wird. Stattdessen wuchs mein Interesse an der UX-Forschung. Die Chance, bereits während des Studiums wissenschaftliche Arbeiten zu verfassen, schuf ein solides Fundament, auf dem ich später meine akademische Laufbahn aufbauen konnte.
Was verbindest Du mit dem td?
Wunderbare Erinnerung an gemeinschaftliches Arbeiten und Leiden in den Arbeitsräumen. Man war nie allein, sondern konnte immer – auch über die Jahrgänge hinweg – auf die Unterstützung der anderen zählen. Die Seifenkistenrennen waren auch toll.
Wie war der weitere Verlauf Deiner beruflichen Laufbahn nach Deinem erfolgreichen Abschluss beim td?
Nach einem Auslandsstudienjahr in Japan absolvierte ich auch das Praxissemester in Japan, bei Panasonic. Dort entdeckte ich das Interaktionsdesign und merkte, dass es besser zu mir passt als Produktdesign. Panasonic bot mir eine Stelle an, sodass ich nach dem Studienabschluss direkt dorthin zurückkehrte und vier Jahre als Interaktionsdesigner arbeitete.
Der Liebe wegen zog ich dann nach Paris und die Idee über eine Promotion mehr über UX erfahren kam auf. Ich fand eine Doktorandenstelle bei Arts & Métiers ParisTech. Nach der Dissertation arbeitete ich als UX-Ingenieurin bei Dassault Systèmes, unter anderem an den Interfaces für CATIA und SolidWorks. Da schloss sich ein Kreis – diese Programme hatte ich bereits während meines Studiums verwendet.
Mit Familie wurde Paris irgendwann zu stressig und ein Stellenangebot als UX-Lead bei PYX4, einem Start-up für Prozessmodellierungssoftware auf La Réunion, kam da genau zur richtigen Zeit. Wir zogen also auf die wunderschöne Insel. Wie bei Start-ups üblich änderten sich die Strukturen. PYX4 verließ La Réunion und damit trennten sich unsere Wege nach knapp drei Jahren.
Eine Tür schloss sich, eine neue öffnete sich. Über eine Kollegin aus der Dissertationszeit erhielt eine befristete Postdoc-Stelle im Bereich Mensch-Maschine-Interaktion an der Universität Luxemburg. Eine großartige Gelegenheit, noch einmal als Forscher zu arbeiten und in einem internationalen Umfeld die Gefahren manipulativer Benutzeroberflächen empirisch und interdisziplinär zu untersuchen.
Was ist Deine aktuelle Tätigkeit und wo?
Ich bin jetzt seit zwei Instruktionsdesignerin beim Luxemburg Media and Digital Design Centre – einer staatlichen Agentur, die von den luxemburgischen Bildungs- und Forschungsministerien sowie dem Luxembourg Institute of Science finanziert wird. Meine Hauptaufgabe ist die Entwicklung interaktiver, ansprechender Lernmaterialien und -umgebungen. Besonders für die Erwachsenenbildung konzipiere ich zahlreiche E-Learning-Angebote, womit sich Lernende im Selbststudium fortbilden können. Darüber hinaus bin ich in die Entwicklung digitaler Strategien eingebunden – etwa beim Aufbau digitaler Infrastrukturen für Bildungseinrichtungen.
Welche beruflichen Ziele hast Du noch und wie wirst Du diese erreichen?
Ich hatte nie einen Masterplan, sondern folge den sich bietenden Möglichkeiten. Irgendwo öffnet sich stets eine Tür, und wenn es interessant erscheint, trete ich ein. Aus jeder Erfahrung nimmt man etwas mit, das später anderswo wieder relevant wird.
Welche Tipps hast Du für td-Studierende?
Nehmt die Lernmöglichkeiten über Projekte wahr. Macht euch keine Sorge, wenn nicht alles perfekt ist, denn darum geht es gar nicht! Lösungen lassen sich nur iterativ verbessern. Oft ist es besser, einfach anzufangen, statt alles zu zerdenken und nach „der einen“ perfekten Lösung zu suchen. Meistens gibt es nicht nur eine, sondern verschiedene funktionierende Ansätze. Ob etwas wirklich funktioniert, erfahrt ihr sowieso erst durch Nutzerfeedback.
Wie gelingt ein guter Berufseinstieg in Deiner Branche?
Das Instruktionsdesign ist dem UX-Design sehr ähnlich. Mit UX-Design-Kenntnissen hat man bereits eine gute Grundlage. Man muss sich zwar noch pädagogische Kompetenzen aneignen, verfügt aber schon über wichtige Grundfähigkeiten wie die Problemanalyse, das Interaktionsdesign und das User Testing. Neugier und ein breites Allgemeinwissen sind entscheidend, da die Themen sehr unterschiedlich sein können.
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