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td-Student gestaltet Handkraftmessgerät um

Extern · Forschung · Kooperation · Studium · TU Dresden · Unsortiert · Wissenschaft · 5. Dezember 2024 · Ulrike Janssen ·
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Mit dem Fachkräftemangel stehen viele Kliniken vor einem stetig ernster werdenden Problem: Immer weniger Personal muss immer mehr Aufgaben übernehmen, sodass eine individuelle Behandlung für jede:n Patient:in deutlich schwieriger wird. Gleichzeitig standen die Patient:innen nie mehr im Zentrum der Behandlung als heute. Außerdem gab es nie eine größere Nachfrage für Produkte aus der Gesundheitsbranche. Wearables, Apps und ein steigendes Interesse für Fitness im Allgemeinen haben die Perspektive auf die eigene Gesundheit von einer reaktiven Sicht hin zu einer proaktiven gewandelt. Die eigenen Körperfunktionen zu überwachen – z. B. die Herzfrequenz, die Zahl der zurückgelegten Schritte, oder den Kalorienverbrauch – war noch nie so einfach und vor allem so normal wie heute. Umso wichtiger ist es, Möglichkeiten zu erforschen, um einerseits die Arbeitslast der Klinikfachkräfte zu senken und andererseits die wachsende Nachfrage für „Home Care“-Angebote zu befriedigen.

Einen interessanten thematischen Mischbereich aus Klinik und Fitnessstudio bildet die Rehabilitation. Oft nach Operationen durchgeführt, gilt die „Reha“ meistens als letzter Schritt in der Behandlung unterschiedlichster Krankheitsbilder. Die Patient:innen können oft schon wieder nach Hause gehen und werden entweder mit einem entsprechenden Trainingsgerät oder einer Stütze ausgestattet, oder kommen in regelmäßigen Abständen wieder in die Reha-Klinik. Besonders in dieser Phase der Therapie ist es vergleichsweise einfach die Patient:innen zu ermächtigen, ihre Behandlung selbstständig von zu Hause aus durchzuführen. Das könnte Arbeitslast von den Kliniken entfernen und trifft durch die Vielzahl an Gesundheitsprodukten für den privaten Markt vermutlich auch auf deutlich mehr Akzeptanz als früher.

In seinem Forschungspraktikum überarbeitete Friedrich Hippe das Handkraftmessgerät HFD 200 so, dass Patient:innen es in der Heimanwendung selbstständig bedienen können. Das HFD 200 ist ein Handkraftmessgerät zur Therapieverlaufskontrolle neurodegenerativer Erkrankungen. Ideengeber für das Forschungspraktikum war das Entwicklerteam hinter dem HFD 200: Constanze und Cornelius Weber, die mit dem Projekt „WeberHFD“ die Etablierung eines Medizinproduktes zur Handrehabilitation vorantreiben und zurzeit auf der Suche nach Investoren sind. Das HFD 200 wird schon in der Neurologie des Uniklinikums eingesetzt, ist jedoch noch ein Prototyp und nicht für eine selbstständige, geschweige denn für eine Heimanwendung geeignet. Das Ziel der Überarbeitung war eine deutliche Vereinfachung der Bedienelemente sowie die Reduktion von Größe und Gewicht.

So soll es möglich sein, das Gerät völlig selbständig von zu Hause aus zu bedienen. Lediglich die gemessenen Beugekräfte der Hand und der Finger sollen zur Konsultation an einen Arzt geschickt werden können. Doch wie sollen Bedienelemente für die Hand gestaltet werden, wenn die Hand der Patient:innen genau das Körperteil ist, das mit einer Funktionsstörung oder einem Kraftverlust belastet ist? Die Antwort ist eine möglichst große Vereinfachung der einzelnen Schritte während der Bedienung sowie Bedienelemente, die simpel, verständlich und leichtgängig sind, denn die erforderliche Kraft darf nur sehr gering sein.

Im Gegensatz zu den Drehrädchen und Schrauben des Prototyps, welche an die Bedienung eines Mikroskops erinnern, wird die umgestaltete Version über verschiedene Zug- und Druckknöpfe bedient. Dabei gibt es keine Kleinteile, die verloren gehen können oder Fingerspitzengefühl voraussetzen. Alle Änderungen erfolgten in einem eng abgesteckten Rahmen, da der Prototyp auf einem Patent basiert und auch das neue Gerät diesen Patentschutz nicht verlieren sollte. Abschließend erfolgte nach der Umgestaltung eine Evaluierung anhand von 3D-Modellen und Fragebögen, die speziell auf Haushaltsgeräte ausgerichtet sind. Gemessen werden sollte die Wahrnehmung des neuen Entwurfs im Vergleich zum alten Prototyp und einem vergleichbaren Produkt, das bereits auf dem Markt ist. Es zeigte sich eine signifikant positivere Wahrnehmung des umgestalteten HFD 200 im Vergleich zum Prototyp. Des Weiteren wurde festgestellt, dass vergleichbare Serienprodukte, die sich bereits auf dem Markt befinden, nicht signifikant positiver oder negativer wahrgenommen wurden. Damit lässt sich mit großer Sicherheit sagen, dass der Entwurf sein erstes Ziel erreicht hat, indem er die funktionellen Aufgaben des Prototyps übernimmt, ohne jedoch unfertig oder zu zweckmäßig zu erscheinen.

Weitere Infos zum HFD 200 und dem Team dahinter gibt es hier: https://weber-hfd.de/

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