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Wie trainieren wir in Zukunft? MODERN REPLACEMENT

Kooperation · Studium · TU Dresden · 13. Juni 2018 · Lisa-Marie Lüneburg ·
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Im professionellen Tanz kommt es häufig dazu, dass ein sogenanntes Replacement aufgrund eines spontanen Ausfalls der Originalbesetzung in sehr kurzer Zeit eine Choreographie lernen muss und hierbei räumlich vom restlichen Ensemble und dem Trainer getrennt ist. Solch ein isoliertes Lernen einer Performance stellt für TänzerInnen einen äußerst langwierigen und anstrengenden Prozess dar und eine anschließende Integration in das Ensemble bei der Zusammenführung offenbart oft einen nur mäßigen Lernerfolg. Innerhalb dieser Problemstellung konnte ein hohes Potenzial identifiziert werden, mit Hilfe von CPS effizientere Trainingsmethoden zu entwickeln.

Das Empowerment und die User Experience von Menschen in professionellen Nutzungskontexten durch cyber-physische Systeme [CPS] ist ein Schwerpunkthema mit dem sich die Juniorprofessur für Technisches Design befasst. Über CPS ist es möglich, die Komplexität des menschlichen Körpers im Wesentlichen zu erfassen und ein Echtzeit-Feedback an den User zurückzugeben. Im letzten Jahr wurden dazu durch interdisziplinäre Teams aus Studierenden der Mediengestaltung und des Technischen Designs, Lösungen für unterschiedliche Sportarten entwickelt, die professionellen Sportlern ein einfaches Training mit maximaler Effizienz ermöglichen sollen, um damit einen Wettbewerbsvorteil zu erlangen.

Zwei dieser Teams präsentierten vor kurzem ihre Ergebnisse, die man auf der OUTPUT am 14.06.2018 und auf der Langen Nacht der Wissenschaften im Makerspace am 15.06.2018 anschauen und in Aktion erleben kann. Ihren Ursprung haben die Arbeiten in dem Sommerprojekt, das zusammen mit dem 5G Lab Germany stattfand. Darin wurde untersucht, wie CPS Menschen spürbar unterstützen und ihre Leistung steigern können. Ein weiteres Projekt daraus stellen wir hier vor.

Das System MODERN REPLACEMENT wurde in Kooperation mit der Professur für Mediengestaltung und dem Festpielhaus Hellerau entwickelt. Zielstellung war das Haptic Internet (Cyberphysische Systeme direkt am Menschen) mit motorischem Lernen im Anwendungsfeld Tanz zu verknüpfen. Das Projekt wurde als Teamarbeit von unseren zwei Designstudenten Lenard Opeskin und Paul Judt und zwei Studenten der Medieninformatik durchgeführt.

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Nach einer breiten Recherche und Evaluation möglicher Szenarien ergab sich als finale Problemstellung, wie man den Lernprozess einer Choreographie im Modernen Tanz möglichst schnell und effektiv gestalten kann.

In dem Designprozess der Studierenden wurden das Lernen einer Choreographie durch nutzerorientiertes Denken neu strukturiert und Hilfestellungen generiert, die die Effektivität des Lernens steigern sollen. Neben einer App, mit der das Replacement den gesamten Lernprozess iterativ durchlaufen und individualisieren kann, wurden Lösungen konzipiert, mit denen sich haptisches und visuelles Feedback an eine tanzende Person vermitteln lässt und der Workflow optimiert wird. Ein Vibrationsgürtel und zwei Armbänder erleichtern das Navigieren durch die Choreographie und geben Richtungsinformationen an das Replacement, während eine Beamervisualisierung neben den Positionen der anderen Ensemblemitglieder auch die Charakteristik des Stückes wiedergibt. Ein Hauptaugenmerk bei der Erarbeitung der Lösungen lag auf einem schnellen Prototyping-Prozess, um Ideen anhand simpler Mockups und funktionaler Prototypen frühzeitig zu überprüfen und zu korrigieren.

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In der Abschlusspräsentation zeigte die Gruppe ein gekoppeltes System aus Vibrationsgürtel, Armbändern und Beamervisualisierung und bot so eine Erlebbarkeit des visuellen und haptischen Feedbacks. Neben einer Weiterentwicklung der aufs Tanzen bezogenen Lösungen steht die Frage im Raum, ob eine Anwendung der Tools in Mannschaftssportarten wie Volleyball, aber auch in Logistikbereichen in der Industrie sinnvoll wäre, um Arbeitsabläufe zu trainieren.

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  1. […] spürbar unterstützen und ihre Leistung steigern können. Ein weiteres Projekt daraus stellen wir hier […]

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